Text 1 - Christen vor Gericht
Unter dem zweiten Konsulat des Praesens und dem des Condianus, am 16. Tage vor den Kalenden des August (=17. Juli) wurden im Gerichtssaal in Karthago vorgeführt: Speratus, Nartzalus, Cittinus, Donata, Vestia, Secunda und die Übrigen.
Der Konsul Saturninus sagte: „Ihr könnt die Nachsicht unseres Herrn, des Kaisers erwerben, falls ihr zu einer guten Besinnung zurück kehren könntet.“
Speratus sagte: „Niemals taten wir Böses, wir verwendeten keine Mühe auf Unrecht, niemals schimpften wir, aber obwohl man uns schlecht behandelte, bedankten wir uns, auch achten wir unseren Kaiser.“
Der Statthalter Saturninus sagte: „Wir sind sowohl gottesfürchtig als dass unser Glaube auch einfach ist. Auch schwören wir beim Geist unseres Herrn, des Kaisers, sowohl beten wir für sein Wohl, was auch ihr tun solltet.“
Speratus sagte: „Wenn du mir ruhig zuhörst, sage ich dir das Geheimnis unserer Einfachheit.“
Der Stadthalter Saturninus sagte: „Ich werde keinesfalls zuhören, wenn du schlechtes unsere Heiligtümer redest, aber schwöre vielmehr auf den Geist unseres Herrn, des Kaisers.“
Speratus sagte: „Ich halte die Herrschaft dieses ganzen Zeitalters nicht für wichtig. Aber ich diene allein jenem Gott, den niemand von den Menschen gesehen hat und auch nicht mit seinen Augen sehen kann. Ich habe kein Verbrechen begangen, ich zahle ja sogar Steuern, wenn ich etwas kaufe.“
Der Stadthalter Saturninus sagte zu den übrigen: „Hört auf zu dieser Sekte zu gehören.“ Cittinus sagte: „Wir haben keinen anderen, den wir fürchten, außer den Herrn unseren Gott, der im Himmel ist.“
Donata sagte: „Die Ehre sei dem Kaiser, gleichsam wie (es) einem Kaiser (gebührt). Die Furcht jedoch sei allein Gott.“
Vestia sagte: „Ich bin ein Christin.“
Secunda sagte: „Das was ich bin, das selbst will ich sein.“
Der Stadthalter Saturninus sagte zu Speratus: „Beharrst du darauf ein Christ zu sein?“
Speratus sagte: „Ich bin Christ.“ Und alle stimmten ihm zu.
Der Stadthalter Saturninus sagte: „Wollt ihr etwa einen Zeitraum bestimmen, um zu überlegen?“
Speratus sagte: „In einer so gerechten Sache gibt es keine Überlegung.“
Der Stadthalter Saturninus sagte: „Welche Sachen sind in eurem Behälter?“
Speratus sagte: „Die Bücher und Briefe von Paulus, einem gerechten Mann.“
Der Statthalter Saturninus sagte: „Habt dreißig Tage Aufschub und bedenkt.“
Speratus sagte wieder: „Ich bin Christ.“ Und alle stimmten ihm zu.
Der Stadthalter Saturninus las den Beschluss von der Tafel vor: „Speratus, Nartzalus, Cittinus, Donata, Vestia, Secunda und die übrigen haben gestanden, nach dem Brauch der Christen zu leben. Da sie ja starrköpfig darauf beharrten, obwohl ihnen die Möglichkeit angeboten worden war, zum Brauch der Römer zurückzukehren, wird beschlossen, sie mit dem Schwert zu bestrafen.“
Speratus sagte: „Wir danken Gott.“
Nartzalus sagte: „Heute sind wir (als) Märtyrer im Himmel. Dank sei Gott.“
Saturninus der Stadthalter befahl durch den Ausrufer zu sagen:
„Ich befehle S., N., C., V., F., A., L., I., G., V., D. und S. in den Tod zu führen.“
Alle sagten: „Dank sei Gott.“ Und sofort wurden alle für den Namen Christi enthauptet.
Amen.
Text 2 - Bericht des Prokonsuls
Saturninus der Statthalter hat Rom benachrichtigt, dass einige, die sich dazu bekannt hätten, nach christlichem Brauch zu leben, gefangen worden seien. Diese hätten sich geweigert auf den Geist des Kaisers zu schwören. Diese hätten gesagt, dass sie ganz allein ihren Gott fürchten. Er hätte diese gefragt, ob sie einen Zeitraum zum Überlegen wollten, aber diese hätten keinen Aufschub gewollt. Obwohl ihnen die Möglichkeit angeboten worden war, zum Brauch der Römer zurückzukehren, hätten diese wiederum darauf beharrt, Christen zu sein. Außerdem hätten die Christen den Behälter eines gewissen Paulus mit sich geführt, der frevelhaften Aberglauben durch das Römische Reich verbreitet hatte. Daher hätte er befohlen, diese Menschen für ihr Verbrechen (oder: diese verbrecherischen Menschen) zu enthaupten.