Text 1 - Sage oder Wirklichkeit?
Nachdem die Stadt Rom von Romulus mit einer sicheren Mauer befestigt worden war, wuchs sie allmählich. Bald kamen auch viele andere in die neue Stadt, weil sie von Romulus gerufen worden waren. Aber es waren nur Männer gekommen. Obwohl die Frauen oft von Romulus eingeladen worden waren, wollten sie nicht nach Rom kommen. Schließlich bereitete Romulus eine List vor, weil er aus Mangel an Frauen dazu gezwungen war. Nachdem die benachbarten Sabiner von den Römern eingeladen worden waren, trafen die in Rom zusammen und worden von den Römern begrüßt und durch die neue Stadt geführt. Als die Zeit der Spiele kam, warteten die Römer auf ein festgesetztes Zeichen. Dann wurden die jungen Sabinerinnen von den römischen Männern geraubt.
Text 2 - Ein unerbittlicher Gläubiger
Lucius: (tritt ein) Camilla! Ich habe das Rind auf dem Marktplatz verkauft.
Camilla: Bist du wahnsinnig? Wie sollen wir den Acker pflügen?
Lucius: Ich weiß nicht. – Aber ich muss Aulus das Geld zurückgeben. Die Furcht vor Aulus hatte mich dazu veranlasst, dass ich das Rind verkaufte. Oder willst du lieber, dass Aulus mich verhaftet und mich verklagt? Wer kann mich, nachdem ich vor Gericht geführt worden bin, von meinen Fußfesseln befreien?
Camilla: (Zorn entbrannt) Aulus der Patrizier ist ein schlechter Mensch. Die Patrizier richten uns zu Grunde.
Lucius: Nicht allein die Patrizier, sondern auch der Krieg richtet uns zu Grunde.
Camilla: Du sagst die Wahrheit. Dieser Krieg ist der Grund für unser Elend. Waren wir etwa nicht glücklich gewesen? Aber plötzlich war Krieg. Du warst Soldat, ich wurde allein zu Hause zurückgelassen, arbeitete mit den Kindern, den ganzen Tag, bestelle allein den Acker mit einem Rind, ich glaubte, dass ich unsere Sache (oder: unseren Wohlstand) ohne deine Hilfe retten könnte. Jedoch zerstörte ein Sturm alles. (weint)
Lucius: Obwohl mein Leben in großer Gefahr gewesen war, obwohl dieser Krieg nicht von den Reitern, sondern von Fußsoldaten, von uns, glücklich beendet worden war, wurden wir in dem von uns geretteten Vaterland nicht gut aufgenommen. – Uns fehlt Getreide, nicht Ruhm.
Camilla: Und nun...
Aulus: (tritt plötzlich ein) Seid gegrüßt! Habt ihr das Geld, das ihr von mir geliehen habt?
(Lucius gibt ihm das Geld)
Aulus: Gibst du mir etwa nur einen Teil des Geldes?
Lucius: Ich habe dir alles gegeben, was ich besitze. Bald werde ich dir den fehlenden Teil zurückgeben!
Aulus: (schreit) Bald? – Meine Nachsicht hat ein Ende! Ich werde dich morgen vor Gericht führen! (geht weg)
(Lucius geht aus dem Haus)
Camilla: Wohin gehst du, Lucius?
Lucius: Ich gehe zu deinem Vater. Nicht aus eigenem Antrieb, sondern von unserem Elend und der Grausamkeit des Aulus gezwungen, werde ich von deinem Vater Hilfe erbitten. Ich weiß, dass er mich nicht gern hat. Aber vielleicht wird er uns wegen deinem Heil helfen.